#Thema 3

Gesellige Einsamkeit

Da freut einen aufmerksamen Beobachter im schönen Frühlingsreigen schon mal das Bild einer Gruppe von Menschen, die im herrlichsten Gastgarten ihr wohlverdientes Kaltgetränk genießen – und dabei alle auf ihr Handy starren. Zweifelhafte Unterhaltsamkeit ist auch den Grüppchen eigen, die nach Genuss von was auch immer ihren Müll an Ort und Stelle lassen, weil sich ganz bestimmt, wer anderer darum kümmern wird – und hey – ist ja nicht meine Aufgabe. Die egozentrierte Welt steuert auf einen weiteren Höhepunkt zu: Kopfsprung voran ins ausgetrocknete Pool mit den Worten –„Du, für mich muss es passen…“.

Wir stilisieren Nichtigkeiten zu verstörenden Wichtigkeiten, sind uns immer selbst der Nächste, sind aber gleichzeitig natürlich ökologisch, verständnisvoll, auf jeden Fall politisch korrekt und leben auch sehr gerne in unserer Blase, die uns in allem bestätigt. Einschränkung, Verzicht oder Reduktion gehören auf keinen Fall zum gängigen oder gar gern gehörten Sprachschatz vieler…“Du, für mich muss es passen…“ Typen.

Da geht noch mehr…

Den großen Herausforderungen, denen wir als Gesellschaft zukünftig begegnen, steht einmal mehr unsere selbstgefällige Oberflächlichkeit gegenüber. Ein goldener Flügel im Parlament dürfte es schon mal sein, würde dadurch der Respekt und die Gesprächskultur im Hohen Haus auf ein entsprechend erträgliches Niveau gehoben werden. Gut, man wird ja noch träumen dürfen.

Wieder geht es um Fassade, wieder geht es um Beschönigung, wieder um niemals wirklich authentisch gemeinte Ansagen, sondern um Opportunismus in Reinform. „Du, für mich muss es passen …“ ist anscheinend so tief in der DNA verankert, dass ein notwendiger Wandel im Denken schwer vorstellbar ist. 

Freuden des Überdrusses 

Die Begriffe Verzicht, Reduktion, Überwindung oder innere Haltung lösen bei so manchem schockartige Würgereflexe aus. Dabei kann eine innere Haltung, ein inneres Umdenken, ein inneres Neuentdecken eines selbst eine der wertvollsten Erfahrungen des Lebens werden. Zum ganzen Überfluss gesellt sich gerne auch der Überdruss, der uns, der Anzahl der Psychotherapeuten nach zu schließen, auch alle sehr glücklich macht. Kurzsichtige Bequemlichkeit lässt uns oftmals innerlich erstarren und unflexibel werden. Hinter den Begriffen Verzicht, Reduktion, Selbstüberwindung oder innere Haltung versteckt sich eine enorme Menge an positivem und glücklichem Leben. Der Schmerz von heute könnte der Erfolg von morgen sein – einmal verinnerlicht, könnte es Welten ändern.

Mit einem herzlichen Augenzwinkern

Ihr
WF