Härter als alles zuvor

28.09.2015

Er gewann dreimal das „Race Across America“, stand am höchsten Berg der Welt – doch was Wolfgang Fasching momentan bei seiner Extremfahrt durch Russland erlebt, fühlt sich für ihn härter an, als alles bisher Dagewesene. Widrigste Begleitumstände und Schmerzen am ganzen Körper machen Fasching und seinem Team das Leben schwer. Doch er ist härter: Mehr als ein Viertel der 10.000 Kilometer hat der 46-Jährige bei seinem ultimativen Weltrekord-Versuch „Russia Coast to Coast“ hinter sich gebracht – die Spuren sind aber sichtbar.

„Geduld und Leidensfähigkeit sind meine Zauberwörter“

Er gewann dreimal das „Race Across America“, stand am höchsten Berg der Welt – doch was Wolfgang Fasching momentan bei seiner Extremfahrt durch Russland erlebt, fühlt sich für ihn härter an, als alles bisher Dagewesene. Widrigste Begleitumstände und Schmerzen am ganzen Körper machen Fasching und seinem Team das Leben schwer. Doch er ist härter: Mehr als ein Viertel der 10.000 Kilometer hat der 46-Jährige bei seinem ultimativen Weltrekord-Versuch „Russia Coast to Coast“ hinter sich gebracht – die Spuren sind aber sichtbar.

Selbst in den zermürbendsten Momenten blickt der akademische Mentalcoach zielstrebig nach vorne – nach vorne in Richtung St. Petersburg. Erst war der Hintern der wunde Punkt, dann zwickte das rechte Knie. „Es ist unglaublich schmerzhaft. Der Gedanke ist furchtbar, dass wir erst bei einem Viertel sind, und das Knie zu einem so großen Hindernis wird“, sagt Fasching. Ans Aufgeben denkt er aber nicht: „Geduld und eine gewisse Leidensfähigkeit sind Zauberwörter an der Geschichte. Selbst wenn gar nichts mehr geht, werde ich am Rad sitzen, irgendwie die Kurbel herumdrehen und mich nach vorne bewegen. Das ist der Weg ans Ziel“, sagt Fasching. „Mein Ziel ist aber nicht nur, möglichst schnell, sondern auch gesund in St. Petersburg anzukommen.“

Ein Grenzgang. Am Sonntag strampelte er 620 Kilometer weit, am Montag standen alleine mehr als 5000 Höhenmeter an, bis er nach 2000 Kilometer im sibirischen Niemandsland wieder eine Stadt erreichte. Alleine auf sich gestellt ist Fasching aber nicht – medizinisch betreut wird er vom Linzer Team der sportmediziner.at. Aufgrund der enormen Distanz des Rennens wechselt nach der Halbzeit Ärztin Kathrin Danninger mit Faschings Vertrauensarzt Helmuth Ocenasek ab, um sich um die neuen und alten Leiden Faschings zu kümmern. Auch ein Physiotherapeut ist mit im 15-köpfigen Begleitteam.

Fasching funktioniert noch wie ein Wunderwerk. Warum er sich alleine in Russland bereits aus so vielen Tiefpunkten, an denen er sich am Ende fühlte, wieder gefangen hat? „Ich kann es selber nicht beschreiben, weiß aber aus Erfahrung, dass wirklich nach jedem Tief ein Hoch kommt. Das war noch immer so, und darauf verlasse ich mich auch in Zukunft. Vielleicht muss ich es ein bisschen gemütlicher machen. Oft reicht eine kurze Pause, sich kurz zu erholen, dann ist das System wieder neu.“

Bodenlose Frechheit

Nicht nur der Körper, auch das Material wird stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach vier kaputten Laufrädern brach der Rahmen eines Rennrades. Ein neuer wird direkt aus dem Pinarello-Werk in Treviso nachgeflogen nach Russland. Ob sich Fasching sein russisches Abenteuer so vorgestellt hat? „Nicht wirklich. Es ist scheinbar noch Unvergleichbarer mit allem, was ich bisher erlebt habe. Alleine die Straßen: In Österreich würde kein Mensch mit einem Auto diese Baustellen befahren. Dann der Gegenwind, Schlamm, Baustellen und Regen… Das ist Gift für alles – Körper, Material, Psyche. Und als es nicht geregnet hat, war der Staub da.“ Und als es weder regnete, noch staubte, noch windete – da meldete sich das Knie zu Wort. Es wird spannend, wer in den nächsten 7250 Kilometern den Ton angibt…