Die Vollendung des 10.000ers

28.09.2015

21 Tage, 19 Stunden, 31 Minuten10.000 Kilometer. Das größte Land der Welt, ein Kontinent. Schmerz und Spaß, Leidensfähigkeit und Leidenschaft. Täglich im Schnitt 460 Kilometer. Nur dreieinhalb Stunden Schlaf – oder weniger. Ungemein viele Abenteuer lagen zwischen Wladiwostok am Japanischen Meer und St. Petersburg am Finnischen Meerbusen. Wolfgang Fasching beendete gestern Abend, Ortszeit 21:43 Uhr (19:43 MESZ), an der russischen Westküste mit einem Lachen im Gesicht und mit Tränen in den Augen sein großes Experiment, das „Russia Coast to Coast“. „Wolfgang hat uns jeden Zeitplan und die gesamte Planung über den Haufen geworfen – wir kommen zwei Tage früher als erwartet in St. Petersburg an“, sagt Organisator Alexander Schachner mit einem Augenzwinkern. „Menschen wie Wolfgang Fasching braucht die Welt, und wir alle können uns ein Stück von ihm abschneiden.“ Fasching definiert mit diesem Erfolg neu, was 

Fasching stößt in eine neue Dimension vor

21 Tage, 19 Stunden, 31 Minuten10.000 Kilometer. Das größte Land der Welt, ein Kontinent. Schmerz und Spaß, Leidensfähigkeit und Leidenschaft. Täglich im Schnitt 460 Kilometer. Nur dreieinhalb Stunden Schlaf – oder weniger. Ungemein viele Abenteuer lagen zwischen Wladiwostok am Japanischen Meer und St. Petersburg am Finnischen Meerbusen. Wolfgang Fasching beendete gestern Abend, Ortszeit 21:43 Uhr (19:43 MESZ), an der russischen Westküste mit einem Lachen im Gesicht und mit Tränen in den Augen sein großes Experiment, das „Russia Coast to Coast“. „Wolfgang hat uns jeden Zeitplan und die gesamte Planung über den Haufen geworfen – wir kommen zwei Tage früher als erwartet in St. Petersburg an“, sagt Organisator Alexander Schachner mit einem Augenzwinkern. „Menschen wie Wolfgang Fasching braucht die Welt, und wir alle können uns ein Stück von ihm abschneiden.“ Fasching definiert mit diesem Erfolg neu, was ein menschlicher Körper aushält. Er schreibt Sportgeschichte, was mit mentaler Kraft zu leisten ist. Eine neue Dimension in der Ultraradsportszene ist erschlossen… „Es ist eines der wenigen Dinge, die ich selber nicht geglaubt hab, dass es möglich ist, in 21 Tagen quer durch Russland zu fahren“, sagt Wolfgang Fasching. Er war stets geduldig und leidensfähig. „Wenn man am Anfang die Straßen gesehen hat, meinen Zustand mit dem Knie und Oberschenkel, wo ich nicht wusste, wie ich die nächste Stunde überleben soll, der Verkehr... Dass wir hier sind, ist fast wie ein Wunder.“
Worauf sich der seit Montag 47-Jährige freuen wird? „Ein riesiges Projekt geschafft zu haben. Ein richtig großes Projekt. Ich werde stolz sein, dass ich mich über so etwas drüber getraut habe. Dass es tastsächlich durchgezogen worden ist“, erzählte Fasching, als er schon im zweistelligen Bereich unterwegs gewesen ist. Und das nach erneuten 386 Kilometer an diesem Mittwoch. Auch am 22. Tag seiner Extremtour wurde dem akademischen Mentaltrainer nichts geschenkt. Regen wässerte ihn mehrmals ein. Die spiegelglatten Seitenstreifen wurden zur gefährlichen Gleitzone zwischen den LKWs und Verkehrsteilnehmern. „Ich bin heilfroh, wenn wir im Ziel sind.“

Sein Blick zurück wird die schönen Momente sehen. Und actionreiche Szenen. Er sattelte aufgrund der schlaglöchrigen Straßenbedingungen 60-mal auf das Mountainbike um und wieder zurück. Er fuhr bei Schlamm und Staub, bei Regen, Gewitter, Gegenwind, Sonnenschein. Im Schnitt legte er täglich rund 460 Kilometer zurück. Schlief nur dreieinhalb Stunden am Tag. Die ersten 36 Stunden gänzlich ohne. In Motels oder im Auto. Durchschnittsgeschwindigkeit knappe 20 km/h – inklusive Pausen. Exklusive: ein 25er-Schnitt. Ein 15-köpfiges, zum Teil zweisprachiges Begleitteam, unterstütze ihn auf Schritt und Tritt. Er stürzte, als er während des Fahrens einen Mundschutz anlegen wollte. Er schlug einen Salto, als ihn ein Auto den Vorrang nahm und ihn abschoss. Er touchierte einen hereinschneidenden LKW, als er mit Mountainbike und Warnweste durch eine Unfallstelle musste. Höllenlärm. Abgase. Ein aufmerksamer Schutzengel begleitete Faschings Karawane quer durch Russland. Nach jedem Tief kam ein Hoch. Daran klammerte sich Fasching, als die Schmerzen zwischendurch stärker waren als die geistigen Kräfte. Der Wille hat gesiegt. Der akademische Mentalcoach will auch inspirieren mit seiner Mission Possible. „Ein alte weise Spruch trifft es: ,Alles Denkbare ist auch machbar.‘ Du musst es dir nur zutrauen. Und du musst es auch wirklich wollen für dich. Ein Zauberwort dabei lautet Geduld. Mit allen Situationen gegenwärtig umzugehen, sie anzunehmen. Es war ja nicht 10.000 Kilometer durchquälen. Wir hatten unseren Spaß auch zwischendurch. Mir fällt auf, dass sich Leute mehr zutrauen können, als sie glauben, das möglich ist.“

O-Töne

Wolfgang Fasching: „Es ist unglaublich, ich kann hier sogar noch gerade gehen... Es ist eines der wenigen Dinge, die ich selber nicht geglaubt habe, dass es möglich ist, in 21 Tagen quer durch Russland zu fahren. Wenn man am Anfang die Straßen gesehen hat, meinen Zustand mit dem Knie und Oberschenkel, wo ich nicht wusste, wie ich die nächste Stunde überlebe, der höllische Verkehr... Dass wir hier sind, ist fast wie ein Wunder. Aber ich habe in meinem Leben noch nie etwas nicht fertig gemacht. Sei es im Sport oder im Beruf oder in der Ausbildung. Ein alte weise Spruch trifft es: ,Alles Denkbare ist auch machbar.‘ Du musst es dir nur zutrauen. Und du musst es auch wirklich wollen für dich. Ein Zauberwort dabei lautet Geduld. Mit allen Situationen gegenwärtig umzugehen, sie anzunehmen. Es war ja nicht 10.000 Kilometer durchquälen. Wir hatten unseren Spaß auch zwischendurch. Mir fällt auf, dass sich Leute mehr zutrauen können, als sie glauben, dass möglich ist.“

Helmuth Ocenasek, Faschings Vertrauensarzt (sportmediziner.at): „Unvorstellbarer Verkehr, Lärm, Hupen, Windgeräusche der vorbeifahrenden Trucks… Das war die Challenge, die Wolfgang zu bewältigen hatte. Dazu eine bisher noch nie gefahrene Gesamtdistanz von 10.000 km mit dem Rad. „Wird die Maschine Mensch ohne Service durchhalten oder wird das Getriebe versagen?“ Diese Frage ging mir bei der Projektierung durch den Kopf. Es war dennoch alles stressfreier als wir dachten. Die Medizinabteilung hatte soweit nicht viel zu tun, es mussten nur ein paar Säftchen zusammengerührt werden: Hunderte Packerl an Getränken aus Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß gab es aufzureißen und zu mischen. Ein paar Salztabletten und Kaliumpulverl – das war’s! Wolfgangs Knieschmerzen waren in den Griff zu kriegen genauso wie die leichte Halsentzündung. Etwas schwieriger war es schon die offenen Druckstellen am Gesäß zu versorgen. Aber auch das ist gelungen. In Summe bleibt zu sagen, die Vorbereitung war perfekt. Der Plan hat gestimmt und alle gesteckten Ziele konnten erreicht werden. Eine einzige Frage bleibt mir noch: Was kommt als nächstes? Wo sind die Grenzen? 47 Jahre und kein bisschen weise... Es gibt sicher wieder etwas Neues zu probieren und die Grenze auszuloten…“

Alexander Schachner, Chefplaner: „Es ist schier unfassbar, was Wolfgang in den letzten drei Wochen hier in Russland aufgeführt hat. Er hat uns jeden Zeitplan und die gesamte Planung über den Haufen geworfen und wir kommen zwei Tage (!!!) früher als erwartet in St. Petersburg an. Es war ein fantastisches und einzigartiges Projekt, wo so ziemlich alles passierte, was passieren kann. Ich kann mich an keinen Tag erinnern, wo wir nicht Feuerwehr spielen mussten. Wolfgang ist ein fantastischer Mensch und großartiger Sportler. Menschen wie Wolfgang Fasching braucht die Welt, und wir alle können uns ein Stück von ihm abschneiden.”

Andras Sachs, Initiator: „Wolfgang hat sich auf der Strecke wohl selbst übertroffen und eine neue Dimension des Extremsports erschlossen. Ging es letztes Jahr darum zu beweisen, dass Russland mit einem Fahrrad als Speedversuch zu durchqueren ist, hat Wolfgang sich mit dieser Glanzleistung über knapp drei Wochen eine neue mentale Grenze gesetzt, die nun neue Herausforderungen auf breiterer Ebene vorstellbar machen lassen. Körper und Geist waren in neuen Bereichen unterwegs und haben gezeigt, wie sehr der Wille und die Konsequenz den Unterschied machen und wie wenig Regeneration notwendig ist, um trotzdem über Wochen die Leistung sehr stabil halten zu können. Mein Dank gilt aber auch dem kompletten Team, das bewies, auch aus Individualisten und unterschiedlichen Kulturen an einem Strang und einem Ziel wachsen zu können.“

Faschings Bilanz 

  • 21 Tage, 19 Stunden, 31 Minuten unterwegs gewesen
  • exakt 9991 Kilometer gefahren
  • 7,4 Kilometer lange Ehrenrunde in Moskau, 3,4 Kilometer Verfahren
  • 85.000 Höhenmeter erklommen
  • 110 Stunden nicht am Bike verbracht (durch Physiotherapie, Duschen, Warten vor den Bahnschranken der Transsibirischen Eisenbahn, Pinkelpausen, Pressekonferenz in Kasan und Moskau, offizieller Empfang in Tartastan, Interviews …)
  • 66 Stunden Schlaf (nach 36 Stunden erste Schlafpause, zweite Pause erst nach weiteren 30 Stunden Fahrzeit, dann 24-Stunden-Rhythmus mit dreistündiger Schlafpause)
  • 192.000 Kalorien verbrannt (das wären 12.000 Stück Würfelzucker oder 2700 Dosen Cola)
  • 19 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit inklusive aller Pausen
  • 25 km/h Netto Speed
  • 400 Kilometer Baustelle befahren
  • 60-maliger Radwechsel zwischen Mountainbike und Rennrädern
  • 100 Kilometer Stau
  • 7 Zeitzonen überwunden
  • bei 35 Grad Höchsttemperatur geschwitzt
  • bei 7 Grad gefroren
  • 170.000 LWKs überholten Fasching
  • 75 LKWs überholte er (74 auf Baustellen, einen bergauf)
  • 1 Radfahrer, der als Treibstoff Nahrungsmittel bezog
  • 5 Begleitfahrzeuge, die 4500 Liter Treibstoff schluckten

15 Kilogramm Körpergewicht hätte Fasching zugenommen, wäre er bei dieser Nahrungsaufnahme nicht quer durch Russland geradelt. Oder umgekehrt formuliert: „Wenn Sie 15 kg abnehmen wollen, fahren Sie mit dem Rad von Wladiwostok nach St. Petersburg und behalten Sie Ihre ursprüngliche Ernährung bei“, rechnete Faschings Vertrauensarzt Helmuth Ocenasek hoch, der mit seinem Medical Team Fasching betreute.

Teamleistung:

  • 1000 Liter Vittel-Mineralwasser getrunken
  • 1000 Schokoriegel verdrückt
  • 25 Verteiler durchbrennen lassen
  • 800 Mückenstiche über sich ergehen lassen